Die richtige Ernährung während einer Krebsbehandlung

Eine ausgewogene und gesunde Ernährung spielt für Menschen mit einer Tumorerkrankung eine wichtige Rolle. Doch viele Patienten sind sich unsicher, was ihrem Körper während des Heilungsprozesses gut tut oder möglicherweise schaden könnte. Wie Erfolg versprechend sind sogenannte „Krebsdiäten“? Und wie ernährt sich ein Mensch, der durch die Erkrankung ohnehin schon stark an Gewicht verloren hat und geschwächt ist?

Eine allgemeingültige Empfehlung gibt es nicht

Die Entscheidung über die für den Patienten richtige Ernährung kann sehr individuell sein. Hierbei haben das Alter, das aktuelle Gewicht, das Bewegungsverhalten, mögliche Vorerkrankungen und der Allgemeinzustand erheblichen Einfluss, ebenso die Art der Krebserkrankung. Einige Krebsarten haben ein höheres Risiko von Ernährungsproblemen, bei anderen treten keine bis geringe auf. Kau- und Schluckbeschwerden, Übelkeit sowie Verdauungsschwierigkeiten wie Durchfall oder Verstopfung aufgrund der Therapien dürfen nicht außer acht gelassen werden. Auch der Stoffwechsel und ein zu erwartender Gewichtsverlust spielen eine große Rolle.

Daher sollten die behandelnden Ärzte oder speziell ausgebildete Ernährungsberater idealerweise schon vor Beginn der Therapie über die Art der Ernährung mit dem Patienten sprechen und einen Plan für die anstehende Phase der Behandlungszeit erarbeiten. Wichtig ist hierbei zu klären, ob es Unverträglichkeiten gibt, Nahrungsergänzungsmittel oder bestimmte Medikamente eingenommen werden oder ob in der Vergangenheit bestimmte Diäten durchgeführt worden sind. Die Art der Behandlung nimmt ebenfalls einen wichtigen Stellenwert innerhalb des Ernährungsplanes ein und kann mitunter dazu führen, dass aufgrund von Nebenwirkungen zeitweise umgestellt werden muss.

Was versteht man unter einem „Mangelernährungsscreening“?

Schon mit der Diagnosestellung wird der Ernährungszustand des Patienten betrachtet. Hierbei werden Körpergröße und Gewicht erfasst und nach einem ungeplanten Gewichtsverlust während der letzten Wochen und Monate gefragt. Außerdem wird in einer körperlichen Untersuchung festgestellt, ob Fett und Muskeln abgebaut wurden oder Wassereinlagerungen in den Beinen oder Bauch vorhanden sind.

Wann liegt eine Mangelernährung vor?

Eine Mangelernährung wird diagnostiziert, wenn

  • der Body Mass Index (BMI) kleiner als 18,5 Kilogramm pro Quadratmeter Körperoberfläche ist oder
  • ein ungewollter Gewichtsverlust von zehn Prozent des Körpergewichts in den letzten drei bis sechs Monaten vorliegt oder
  • ein BMI unter 20 Kilogramm pro Quadratmeter Körperoberfläche sowie ein ungewollter Gewichtsverlust von mehr als fünf Prozent des ursprünglichen Körpergewichts in den letzten drei bis sechs Monaten festgestellt wird.

Anmerkung: Der BMI beschreibt das Verhältnis von Körpergewicht und Körpergröße. Dies gibt darüber Aufschluss, ob ein Mensch zu dick, zu dünn oder normalgewichtig ist. Die Formel lautet: BMI = Körpergewicht in kg/(Körpergröße * Körpergröße in m²)
Für kranke Menschen ist der BMI zur Abschätzung des Ernährungszustands jedoch oft nur bedingt geeignet.

Ernährung während der Chemotherapie

Chemotherapeutika haben häufig Nebenwirkungen, die nicht nur Übelkeit verursachen können, sondern auch zu Veränderung der Mundschleimhaut, der Geschmackswahrnehmung und des Hungergefühls führen können. Die Europäische Gesellschaft für klinische Ernährung (ESPEN) vertritt die Auffassung, dass eine spezielle Form der Nahrungsaufnahme während der Therapie nicht erforderlich sei, solange es zu keiner Mangelernährung kommt. Vielmehr sollten Betroffene Lebensmittel zu sich nehmen, auf die sie Appetit haben. Viele Patienten spüren einen veränderten Appetit auf bestimmte Lebensmittel oder reagieren empfindlich auf stark riechende oder schmeckende Gerichte. Eine Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme über normale Lebensmittel sollte nach Möglichkeit bevorzugt werden. Trinknahrung, sogenannte „Astronautenkost“, ist nur bei Bedarf zu empfehlen. Leiden Patienten während der Chemotherapie unter ausgeprägter Übelkeit oder Erbrechen, ist die Gabe von Medikamenten, die diese Irritationen unterdrücken können, empfehlenswert. Treten entzündliche Prozesse in der Mundschleimhaut und der Speiseröhre auf, kann dies zu starken Schmerzen beim Kauen und Schlucken führen. Entzündungen der Darmschleimhaut können mitunter Durchfälle verursachen. Es besteht dann die Gefahr, dass zu wenig Nährstoffe aufgenommen werden. Onkologisch geschulte Ernährungsberater können darüber Auskunft geben, wie Lebensmittel anders zubereitet werden können oder die Mundschleimhaut gepflegt werden. Zusätzlich sollten Patienten in den ersten Tagen nach der Chemotherapie viel trinken, so dass die Arzneimittel wieder ausgeschieden werden. Ärzte und Pflegefachkräfte können Aufschluss darüber geben, wie viel man trinken soll und in welchem Zeitraum Zytostatika ausgeschwemmt werden.

Ernährung während der Strahlentherapie

Zunächst ist zu klären, ob das zu bestrahlende Areal innerhalb des Verdauungstraktes, also Mund, Speiseröhre, Magen, Bauchspeicheldrüse oder Darm, liegt. Ist dies nicht der Fall, muss in der Regel keine besondere Veränderung im Ernährungsverhalten erfolgen. Auch sind heutzutage bleibende Schäden der Schleimhäute in Speiseröhre oder Darm aufgrund der Verbesserung der Therapiemöglichkeiten eher selten geworden. Dennoch ist es sinnvoll, reizende Getränke oder Lebensmittel zu meiden. Dazu gehören saure, scharfe oder stark gewürzte Speisen. Patienten, die im Kopf- und Halsbereich bestrahlt werden, klagen häufig über Trockenheit im Mund sowie Entzündungen im Mund, Rachen oder der Speiseröhre. Hierbei können spezielle schmerzlindernde Medikamente verschrieben werden. In schweren Fällen kann Flüssigkost oder das Legen einer Magensonde helfen, wichtige Nährstoffe aufzunehmen ohne die Beschwerden ertragen zu müssen und eine Mangelernährung oder Gewichtsabnahme zu riskieren.

Sind Nahrungsergänzungsmittel empfehlenswert?

Nahrungsergänzungsmittel gibt es als Tabletten, Pulver oder Saft. Sie sollen einen Mangel an Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen ausgleichen. Ernährungsfachleute empfehlen stattdessen eine gesunden und abwechslungsreiche Ernährung. Nahrungsergänzung kann natürliche Lebensmittel nicht ersetzen oder einen ungesunden Lebensstil nicht ausgleichen. Nur in besonderen Situationen kann eine zeitweilige Nahrungsergänzung sinnvoll sein, etwa wenn ein sicher diagnostizierter Mangel vorliegt, oder wenn der Bedarf vorübergehend nur schwer zu decken ist. Dann verschreibt der Arzt Präparate, die rechtlich echte Arzneimittel sind oder die zumindest eine geprüfte arzneiliche Qualität haben. Dies ist bei frei verkäuflichen Produkten vor allem aus dem Ausland häufig nicht der Fall. Anbieter von Nahrungsergänzungsmitteln verfügen meist über keine wissenschaftlichen Studien zu Wirkung oder möglichen Nebenwirkungen. Daher sei Vorsicht geboten bei Werbeversprechen oder positiven Bewertungen in Internetforen. Die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln und Vitaminen während einer Krebsbehandlung wird in Fachkreisen sogar eher kritisch gesehen. Es können Wechselwirkungen mit den Zytostatika oder anderen Medikamenten auftreten. In der Vergangenheit wurde eine abgeschwächte Wirkung der Strahlentherapie beobachtet. Vor Einnahme solcher Präparate sollte dies in einem Gespräch mit dem Onkologen und einem Strahlenfacharzt besprochen werden.

Wie sinnvoll sind „Krebsdiäten“?

Hierbei handelt es sich um bestimmte Formen der Ernährung, bei der ein Nährstoffmangel im Körper ausgeglichen oder durch den Verzicht bestimmter Nahrungsmittel der Krebs in seinem Wachstum gebremst werden soll. Experten stehen diesen Empfehlungen zu einseitigen Ernährungsformen skeptisch gegenüber. Gerade der Verzicht bestimmter Lebensmittel, eine vegane Ernährung oder spezielle Fastenkuren können nicht nur dazu führen, dass Patienten zu wenig Nährstoffe aufnehmen sondern dass der Stoffwechsel belastet wird. Eine Abnahme von Muskelmasse und Kraft wäre für viele Krebspatienten fatal. Wer sich mit dem Thema näher beschäftigt, stößt früher oder später auf Begriffe wie „Ketogene Diät“ oder „Low Carb Diät“. Hierbei werden sehr wenige Kohlenhydrate, viel Fett und Eiweiß aufgenommen. Ob Krebszellen tatsächlich die Nahrungsgrundlage durch den Verzicht von Zucker und Kohlenhydraten entzogen werden kann, ist nicht endgültig bewiesen. Entscheidet sich ein Patient für diese Diät, muss trotz allem gewährleistet sein, dass Multivitamine und Spurenelemente in einer kohlenhydratfreien Form aufgenommen werden. Dies sollte mit einem Ernährungsberater abgesprochen werden. Vorsicht ist bei sogenannten „Superfood“ geboten. Dies sind Lebensmittel, die eine besondere Wirkung auf die Gesundheit haben sollen. So haben sich beispielsweise Chia Samen, Goji Beeren oder Mate Tee in den letzten Jahren einen Namen gemacht. Solche Nahrungsmittel schaden nicht, sollten aber nicht zu einseitig verzehrt werden. Auch sollten Kräuter oder Tees nicht zu hoch dosiert und über einen längeren Zeitraum verwendet werden, da dies gefährliche Nebenwirkungen haben kann.

Wo findet man onkologisch geschulte Ernährungsberater?

Zunächst können behandelnde Ärzte Aufschluss über Adressen geben. Sie stellen zudem ein Rezept für eine professionelle Ernährungsberatung aus. Die Kosten dafür erstatten die gesetzlichen Krankenkassen. Einige Krankenversicherungen bieten für Krebspatienten individuelle Beratungen, Kurse und Schulungen an oder können diese vermitteln.

Der Begriff „Ernährungsberater“ ist in Deutschland nicht geschützt, so dass sich jeder, der sich mit dem Thema beschäftigt oder einen Lehrgang besucht hat, so nennen kann. Daher sollten sich Krebspatienten sehr genau über die Qualifikation der Person insbesondere auf dem Gebiet der Onkologie erkundigen.

Fachgesellschaften bieten Zertifizierungen an. Dazu gehören die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE), der Berufsverband der Oecotrophologen e.V. (VDOe), der Verband für Ernährung und Diätetik e.V. (VFED) und die Deutsche Gesellschaft der qualifizierten Ernährungstherapeuten und Ernährungsberater (QUETHEB e.V.). Nur Berater mit einem solchen Zertifikat werden von den Krankenkassen anerkannt und weiter empfohlen.

Auf folgenden Internetseiten kann man nach Adressen von qualifizierten Ernährungsberatern suchen:

Fazit: Eine professionelle Ernährungsbetreuung mit regelmäßigen Auswertungen zum Ernährungszustand wirkt sich insgesamt positiv auf das Essverhalten, das Gewicht und damit auch auf die Lebensqualität aus.

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