In den Medien wurde in den letzten Monaten vermehrt über die Krebstherapie mit Methadon berichtet.

Dabei wurde von Frau Prof. Friesen die antitumorale Wirkung anhand von präklinischen Daten und Einzelfallberichten, die bisher nicht publiziert sind, als ausreichende wissenschaftliche Grundlage für eine erfolgreiche Therapie mit Methadon herangezogen und von den Medien stilistisch aufgearbeitet.
Die Grenzen zwischen Evidenz und Vermutung bleiben bei den Sendungen von Stern-TV und Plus-Minus verschwommen.

Für Patienten mit dieser schrecklichen Erkrankung bedeutet verständlicherweise jeder noch so kleine Strohhalm Hoffnung. Diese Hoffnung darf nicht missbraucht werden und so bedarf das Thema Methadon deshalb genauer wissenschaftlicher Aufarbeitung.

Was ist dran an der Therapie mit Methadon – was sind die Fakten?

Methadon – off label-use in der Tumortherapie

Methadon ist bekannt als Substitutionstherapie für Heroinabhängige. Es ist wie Morphium ein Opioid. Es hat eine schmerzstillende Wirkung, ohne dass der Empfänger berauscht wird, was die  Gefahr der Abhängigkeit verringert.
Methadon wird in seltenen Fällen zur Behandlung der Symptome einer Krebserkrankung verordnet. Dies geschieht meist bei „austherapierten“ Patienten, deren Chancen auf Heilung als gering eingeschätzt werden, oder bei Patienten, die andere gängige Medikamente nicht vertragen. Eine Studie hat jedoch bereits angedeutet, dass beispielsweise Morphine für das Schmerzmanagement brauchbarer sind, da sie einfacher zu handhaben sind.

Methadon tötet Tumorzellen ab – stimmt das?

Zellkulturversuche haben tatsächlich gezeigt, dass Methadon in Kombination mit Zytostatika, also den Chemotherapeutika, Tumorzellen wirksamer abtötet als das Chemotherapeutikum allein.
Jedoch haben Zellkulturversuche bereits vielen Substanzen eine tödliche Wirkung auf Tumorzellen zugesprochen. In klinischen Studien können dann nur wenige Substanzen – unter 5% - einen Vorteil in der Behandlung von bösartigen Erkrankungen nachweisen.
Dies ist einer der Gründe, warum es so schwierig für die Wissenschaftler ist, Geld für eine Studie zur Wirksamkeit zu bekommen. Die Vorversuche müssen überzeugend sein, besser als alle anderen. Denn auch Geld für die Forschung sollte ja sinnvoll eingesetzt werden.
Es gibt jedoch auch einzelne Studien und Experimente, die vermuten lassen, dass auch ungünstigere Wirkungen von Methadon auf Tumore denkbar sind, z.B. bei Brustkrebs. (Rolandi E, Barreca T. Effects of two analgesic opiates (methadone and pentazocine) on the serum prolactin levels in breast cancer. Acta endocrinologica. 1978;88(3):452-4.)

Verträglichkeit von Methadon

Es gab bislang eine Studie ( Onken J, Friesen C, Safety and Tolerance of D, L Methadone in Combinatation with Chemotherapy in Patients with Glioma.) mit 27 Glioblastom-Patienten mit Tumoren unterschiedlicher Stadien und mit unterschiedlichen vorherigen Therapien. Die Gruppe war also nicht einheitlich. Ziel dieser Studie war die Ermittlung der Sicherheit und der Verträglichkeit des Medikaments. Die Anti-Tumor-Wirksamkeit wurde lediglich mit einer historischen Gruppe verglichen. Auch ist diese Zahl allein viel zu niedrig, um eine Aussage über das Wirken des Medikaments zu treffen.
Die Hälfte der Teilnehmer klagte über entweder Übelkeit, Müdigkeit, Ängste,  Schläfrigkeit, Verstopfung, Schwitzen oder Juckreiz. Verstopfung und Übelkeit hielten dabei bei 4 Patienten über einen Zeitraum von 4 Wochen an.

Wie lange wird es dauern, bis Methadon angewendet werden kann?

Weitere Studien würden sich nicht nur damit beschäftigen, ob Methadon den Krebs besiegen kann, sondern beispielsweise auch,

  • in welcher Dosis am besten und am verträglichsten wirkt,
  • gegen welche Tumorarten es überhaupt Wirkung zeigt
  • in welchem Stadium es Sinn macht,
  • ob es mit bestimmten Chemotherapeutika ungünstige Wechselwirkungen hat.

Der Wissenstand ist derzeit nur sehr begrenzt!

Zu bemerken bleibt, dass auch sämtliche Chemotherapien diese Wege gegangen sind und für jede einzelne Krebsart erneut durchlaufen.
Auch hier erscheint in den Zusammenhang der mediale Hype um das Thema Methadon problematisch. Eine randomisierte Studie, die einem Vergleich von Methadon mit Placebo vornimmt, wird aufgrund der durch die Medien ausgelösten Präferenz der Patienten für Methadon deutlich schlechter rekrutieren.

Wäre Methadon als Krebsmedikament nicht viel billiger als eine Chemotherapie?

Möglich, aber nicht unbedingt. Die Zellkulturversuche haben ja gezeigt, dass Methadon die Wirkung der Chemotherapie verstärkt. Sollte sich dies am echten Tumor bestätigen, dann könnte dies tatsächlich bedeuten, dass ein Patient mit einer kleineren Dosis auskommt. Auch Resistenzen könnten damit überwunden werden, hoffen die Forscher. Ganz ohne Chemotherapie käme ein Patient jedoch nicht aus.   
Dazu kommt: Die notwendigen Studien kosten sehr viel Geld und bestimmen den Preis für ein Medikament mit. Es ist zu erwarten, dass Methadon in diesem Fall auch teurer wird.
Bevor jedoch mit dem Preis argumentiert werden kann, muss das Medikament als wirksam eingestuft werden.

Aber dass die Lebensqualität mit Methadon steigt, ist doch schon bewiesen?

Bislang gibt es keine Veröffentlichungen zu dem Thema. Die Berichte in den Medien über die Erfahrungen und Beobachtungen können werden als Fallberichte gewertet und sind als solche bislang nicht wissenschaftlich veröffentlicht.
Die Erkenntnis, dass auch die Lebensqualität, Lebensfreude, Wohlbefinden, Schmerzfreiheit und Hoffnung zur Verlängerung des Lebens eines Krebspatienten beitragen können, setzt sich durch. Jedoch muss  berücksichtigt werden, dass auch Methadon, wie bereits in der oben genannten Studie aufgeführt, nicht ohne Nebenwirkungen ist.
Zusammenfassend möchten wir um Sachlichkeit in Bezug auf das Thema Methadon werben und jeden Patienten bitten, sich ausführlich mit dem Thema zu beschäftigen, bevor er das Medikament einnimmt.
Darüber hinaus möchten wir noch einmal darauf aufmerksam machen, dass die vom Onkologen empfohlene Therapie gegen den Krebs trotzdem fortgeführt wird. Denn bisher wurde nur die potentielle Wirkung von Methadon in Kombination mit einer anti-Tumortherapie von Frau Prof. Friesen verkündet. Eine alleinige Methadon - Therapie gegen den Krebs wird von keiner Seite empfohlen.



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